Meine Kleine Lady!

Lady war immer ein bisschen anders. Ihr eiserner Wille ist wohl ihrem hohen Vollblutanteil zuzuschreiben! Für sie gab es eigene Regeln... nicht hier anbinden, nicht dort anbinden... niemals festhalten... es war auch nicht nötig... sie lehrte alle, bist du gut zu mir, bleib ich, bist du es nicht, bin ich weg...

Box fand sie immer doof... Galoppieren und Springen und Waldausritte waren ihre Welt... man war auf ihr immer sicher, sie immer fein zu Kindern... niemals hätte sie eines runtergeworfen, niemals getreten oder geschnappt... sie hat unendlich viele Reitabzeichenprüflinge durch die Springen getragen, mit Traumnoten... sie kannte ihren Job, krank war sie nie länger... nur wer sie bremsen wollte hatte keine Chance... sie kam damals mit Nena aus Stahnsdorf... wir wollten sie erst gar nicht... sicherlich war sie viel älter als im Pass angegeben... als wir Nena damals besichtigten, stand Lady da angebunden, nervös, zappelig...und frass... ich ging zu ihr... und sie war ruhig... dann ging ich und sie bettelte und kratzte wieder, ich wieder hin... ruhig... sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich sagte Nena nehmen wir und die kleine alte Dame dort kommt auch mit. Ungeplant und mit dem Herzen beschlossen...Dann wollte ein Mädchen sie kaufen und plötzlich war ich nicht mehr bereit sie abzugeben. Ich mochte Lady sofort. Sie war wild und eigen und ehrlich und fleissig und sehr intelligent. Nie hat sie sich einem System angepasst und untergeordnet und doch war sie ein Garant für gute Arbeit, wenn man ihr ihre Freiheit, ihre Eigenheit und ihren Stolz lies! Leider hatte sie schon immer schlechte Zähne und musste mehrmals täglich zugefüttert werden.

Sie war oft in der Klinik und wurde dort zahnmedizinisch behandelt. Leider wurde sie dann lahm und wir nahmen sie mit nach Hause. Auf die Seniorenweide...Dort war sie sehr glücklich! Frei... wir konnten sie hin und wieder etwas ins Gelände bummeln... Im Sommer gings ihr immer gut aber im Winter wurde es von Jahr zu Jahr schwerer, sie gut genährt durchzubringen...es war unheimlich viel Futter nötig. 2 Schlundverstopfungen und zwei Koliken... danach hatte sie noch einen wundervollen Weidesommer mit ihren Freunden. Lukaç, unser Angestellter und Freund der Familie, hat ihr jeden Tag die Möhren klein gemacht damit sie sie kauen konnte...

Linda und unsere 4 Kinder haben sich bei Wind und Wetter gekümmert und Schlappfutter eingeweicht. In den letzten Monaten haben wir gemerkt, dass ihr Immunsystem schwächelt... Hauterkrankungen nahmen zu, ihr war oft sehr kalt... das Futter ging vorn rein und hinten raus, ohne anzusetzen und es fehlten ihr mehr und mehr Mineralstoffe und Vitamine. Das Geld, was wir investierten, hätte für 3 neue Ponies gereicht, um das Defizit auszugleichen. Aber der Erfolg blieb aus! Wir sind sehr traurig, dass sie keiner mehr besuchte... so ist das leider mit den Alten...aber Linea und Etienne sind inzwischen erfahren genug, um sich um sie zu kümmern, sie zu füttern zu führen und zu longieren...

Lady hat immer auf sie beide aufgepasst und schon am Zaun gewartet auf all ihre Menschenfreunde... im späten Sommer wussten wir, wir sollten Angst haben, wenn es kalt wird...nach aussen hin sähe man Lady nie an, wenn es ihr nicht so gut ginge...aber wer sie kennt, weiss dass in ihr das Herz eines Arabers schlägt und sie immer galoppierte...niemals hätte sie Schwäche gezeigt oder aufgegeben!

Das sind die Pferde bei denen wir besonders hingucken müssen...die Verantwortung für die stillen Fleissigen ist grösser...die letzten drei Wochen nahm sie wieder sehr ab. Wer dünn ist friert auch ständig... Pferde kann man im Alter nicht einfach mit Infusionen und Pasten über den Winter bringen, wenn der Organismus es eben nicht mehr aufnimmt.

Jeden Tag beobachtete ich sie in den letzten Tagen und sie mich. Sie war ein Schauspieler, wenn sie uns sah freudig wiehernd kam sie angetrabt und ging zu ihrer Herde... aber wenn sie mich nicht sah, fing sie an, sich immer mehr von der Herde zu distanzieren. Sie ging manchmal nicht mal mehr mit auf die Wiese und blieb allein zurück, obwohl sie ihr ganzes Leben nie allein stehen wollte. Und hier wird es ganz besonders hart für mich: Soll ich warten, bis die Nächte kälter werden, bis es ihr schlechter geht, damit es mir leichter fällt? Diese schreckliche Entscheidung? Oder lassen wir sie ihre Streifzüge in ihren letzten Tagen mit der unbegrenzten Möglichkeit, das, was sie am liebsten tut, nämlich im Trab oder Galopp frei über die Wiese zu fliegen...ehrlichgesagt fällt es mir leichter, aus der Not heraus zu entscheiden... hier tat ich mich unendlich schwer! Ich hasse diesen Job wirklich in diesen Momenten... Ich ruf sie, sie kommt wiehernd angetrabt, von ganz hinten von der Weide, sie vertraut mir blind, ekelhaft und unvorstellbar, sie an den Strick zu nehmen und zur letzten Spritze zu führen! Aber gestern beschlossen, heut um 9.00 Uhr der Termin! Um 8.30 Uhr kam ein Schritt, den ich genauso hasse, wie sage ich es den Kindern... nach dem ersten Schock: wir besprachen, was alle vier wollen, wir planten gemeinsam. Wir holten alle Pferde von der Weide. Lini und Eti holten Lady, die wieder brubbelnd ihre geschnittenen Äpfel verschlang! Wir stellten ihre Herde auf den Platz und Lady davor! Dr. Dani erklärte den Kindern jeden Schritt, den wir jetzt gemeinsam machten. Lini u Eti bestimmten, wann welches Medikament verabreicht werden sollte. Sie waren unendlich tapfer, sie wussten, Lady sollte alles so normal wie möglich erleben... hysterische Momente haben wir vermieden. Alle waren sich einig, was zu tun ist! Keiner wollte warten, bis es ihr schlechter geht und sie sollte nicht vor vollem Futternapf verhungern...es lag eine tiefe Ruhe in der eigendlich so schrecklichen Aktion!

Wir nahmen uns Zeit alles zu erklären, zwischendurch zu kuscheln... Dani untersuchte abschliessend und lies die Kinder mituntersuchen...hier zeigte sich erst, wie perfekt der Zeitpunkt gewählt war, Ladys Schleimhäute fingen langsam an, sich gelb zu verfärben, vermutlich weil der Bilirubinwert im Blut langsam ansteigt. Sie hungert!!! Trotz Futter! Sie bekam eine Beruhigungsspritze, dann die Narkose, dann halfen wir ihr beim Ablegen... alle verabschiedeten sich voller Ruhe und Liebe. Direkt nach der letzten Spritze tat sie einen letzten tiefen Atemzug... viel schneller und unkomplizierter als wir erwartet hatten! Ruhe! Begreifen! Trauer! Tränen! 4 Kinder, die alle unterschiedlich trauern! Schrecklich für eine Mama, sowas entschieden zu haben... aber schlimmer wär der Gedanke, alle kommen aus der Schule und Lady ist weg! Leider bleibt da für mich nicht so viel Platz, ich funktioniere eben gut... irgendwie... Wenn jetzt wieder Kritik von allen Seiten kommt, ja , ich habe entschieden, meine Kinder nicht zu schonen, denn das Sterben, voller Liebe begleitet, gehört zum Leben dazu!

Das sind wir Mensch und Tier schuldig! Dann war es nochmal sehr hart für die Kleinen, uns blieb noch eine Stunde bis Lady abgeholt wurde. Wir liessen auch jedes Pferd Abschied nehmen, ausser unseren Paul, er ist einfach zu wild... wenn man von einem perfekten Abschied sprechen mag, dann war er das!

Die Fotos zeigen alles unverblümt, wer das nicht sehen kann, guckt weg! Leider wird unser Lukaç morgen operiert und konnte nicht dabei sein! Ich danke Dani, die sich so viel Zeit genommen hat, den Kindern alles zu erklären und uns und Lady perfekt zu begleiten! Ich danke allen, die sich so intensiv um Lady kümmerten, besonders Lukaç, unseren 4 Kindern und Linda, die ihre Liebe bis zuletzt an sie verschwendeten...

Ich danke Lady dafür, dass sie uns gezeigt hat, wenn du etwas ganz besonders liebst, halte es nicht fest und forme es nicht... denn richtig lieben geht nur, wenn man freiwillig bleibt und sich nicht anpassen muss! Dafür steht diese kleine stolze Ponydame! Unsere Lady!

Leider wird wieder ein weiterer Rahmen nötig,
an unserem Wunderbaum der Pferdeseelen! 

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Abholung zum letzen Gang  
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  Dani erklärt warum und wie
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  Abschied...
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Die Vollnarkose wirkt... ...wir helfen ihr sanft beim Ablegen
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Der letzte Atemzug... ...9:33 Uhr
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Jetzt brechen die Dämme  
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Wir lassen sie verstehen  
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Kein Herzschlag mehr... ...sie galoppiert längst auf anderen Wiesen
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  Die Kinder haben ihr ganz viel Liebe mitgegeben
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Nenas Abschied  
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Ihre Freundin Pianose  Pan Tau tat sich schwer, er brauchte sehr
lange und war besonderes liebevoll
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Wenn Worte... ...überflüssig werden
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